Die Elektroneurographie (ENG) ist ein diagnostisches Verfahren, das der Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) von motorischen und sensiblen Nervenbahnen peripherer Nerven dient. Das sind Nervenbahnen der Nervenzellen, die für die Bewegung der Muskulatur und die Sensibilität der Haut verantwortlich sind.
Dabei handelt es sich um eine elektrophysiologische Messmethode mit Hilfe von Oberflächen- oder Nadelelektroden.
Das Verfahren dient der Ortsbestimmung von Nervbahnenverletzungen und der Charakterisierung von Nervenerkrankungen (Neuropathien). Die Nervenverletzungen entstehen z. B. durch Quetschungen.
Ermittlung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG)
Die Nervenleitgeschwindigkeit wird elektrisch mit Hilfe von Elektroden abgeleitet und aufgezeichnet. Die Messung erfolgt an einer Stelle des Armes oder Beines, von der aus der zu untersuchende Nerv gut zugänglich ist (d. h. sehr nahe der Hautoberfläche liegt).
Die Nervenleitgeschwindigkeit wird nicht direkt gemessen, sondern errechnet. Dazu wird der zu untersuchende Nervenstamm an einer gut zugänglichen Stellen durch einen elektrischen Reiz stimuliert (Dauer: ca. 0,1-1 Sekunde; Frequenz: ca. 0,1/Sekunde-1,0/Sekunde).
Die Aktionspotenziale (elektrische Erregungswellen des Nerven) werden unter Berücksichtigung der Zeit und der Amplitudengröße am entsprechenden Muskel abgeleitet. Dazu wird der Zeitintervall von der Reizung des Nerven bis Eintreffen der Erregung am Muskel gemessen, sowie die Stärke der Erregung die den Muskel erreicht.
Bei Ableitung der Muskelerregung (Muskelaktionspotenzial) wird die Zeit der Übertragung der Erregung auf die Muskulatur ebenfalls gemessen. Um die reine Nervenleitgeschwindigkeit zu ermitteln, muss der Nerv an zwei Stellen stimuliert werden und die Zeitspannen voneinander abgezogen werden.
Es gibt zwei verschieden Nervenleitgeschwindigkeiten, die sensible NLG und die motorische NLG. Die sensible NLG ist ein empfindlicherer Messparameter als die motorische NLG.
Die Nervenleitgeschwindigkeit wird in Metern/Sekunde angegeben und beträgt bei einem gesunden Erwachsenen ca. 45-65 Meter/Sekunde.
Eine weitere Untersuchungsmöglichkeit der Elektroneurographie ist die elektrodiagnostische Reflexuntersuchung des Blinkreflex (Orbicularis-oculi-Reflex). Diese Untersuchung wird z. B. bei der Fazialisparese angewendet (Lähmung des motorischen Gesichtsnervs).
Die NLG wird durchgeführt bei:
- Gefühlsstörungen / Taubheit an Händen oder Beinen
- Kraftverlust der Arme und/oder Beine
- Schmerzen an Händen oder Beinen
Die NLG dient:
- Gefühlsstörungen / Taubheit an Händen oder Beinen
- Kraftverlust der Arme und/oder Beine
- Schmerzen an Händen oder Beinen
- dem Nachweis / Ausschluss von Nervenläsionen (axonale oder eine demyelinisierende Schädigung)
- der Differenzierung von Polyneuropathien (generalisierte Erkrankung des peripheren Nervensystems, z. B. diabetische Polyneuopathie)
Ferner ermöglicht die NLG die Ortsbestimmung einer Nervenläsion (Nervenschädigung) sowie die Verlaufskontrolle bei einer Therapie.
Ihr Nutzen
Die NLG dient der frühzeitigen Erkennung von Nervenschädigung, so dass eine gezielte Therapie rechtzeitig durchgeführt werden kann.
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